Die postoperative Infektion ist eine ernst zu nehmende Komplikation. Rötung, Schwellung, Druckgefühl im Wundgebiet des Operationszugangs mit Fieber einhergehend, können zur lebensbedrohlichen Sepsis führen. Man unterscheidet Frühinfektionen, die innerhalb der ersten 1-5 Tage nach der OP auftreten, und Spätinfektionen, die nach der Nahtmaterialentfernung, also nach ca. 14 Tagen oder noch später auftreten.

Grundsätzlich befinden sich auf der Haut immer Keime. Diese werden durch die "Hautdesinfektion" vor der OP in Ihrer Anzahl deutlich reduziert. Vorhanden sind sie aber immer noch als "Hautkeime". Die Besiedlung mit diversen Hautkeimen (Bakterien und Pilzen) unterscheidet sich regional, ist somit am Nabel anders als in der Leistenregion.

In der "Leistenregion", die in der Schweißlinie liegt und Anusnah ist, können sich abgesehen vom "normalen Staphylokkokus aureus" auch Klebsiellen, Enterokokken, Candida Pilze etc. befinden. Die perioperative "Single Shot Antibiose" und die gründliche, mehrfache Hautdesinfektion des OP-Gebietes mit Einwirkzeit von wenigstens 3 Minuten und das abtrocknen lassen des "Desinfektionsmittels" sind vorbeugende Maßnahmen sowie die strikte Einhaltung der "Sterilität", um eine Infektion zu verhindern. Die Immunabwehrlage des Patienten spielt aber auch eine Rolle sowie die "Durchblutung" des OP-Gebietes. Beispielsweise ist bei adipösen Patienten die Infektionsrate deutlich erhöht, weil das Fettgewebe schlechter durchblutet ist.

Bei der Frühinfektion können also diese erwähnten Faktoren eine Rolle spielen, aber auch durch einen unsteril durchgeführten "Verbandswechsel" kann eine Frühinfektion auftreten. "Nicht ausreichende Händedesinfektion" beim Verbandswechsel oder das Einsetzen von unsterilem Verbandsmaterial also "Pflastern von der Rolle" können auch Auslöser sein. "Das Tragen von Schutzhandschuhen" beim Verbandswechsel zum Personalschutz ist allgemein üblich, allerdings sind diese Schutzhandschuhe so definitiv unsteril. Bei Berührung der Wunde durch unsteriles Material (also z.B. Schutzhandschuhen) kann es auch zur Infektion kommen. Ein steriler Verbandswechsel erfolgt ausschließlich unter Einhaltung der Sterilität.
Zu meinem Bedauern, ist dies offensichtlich nicht der "Standard" in der Bundesrepublik Deutschland. Mitunter erfolgen Verbandswechsel oder Entfernung von Nahtmaterial beim Hausarzt, delegiert an medizinisches Fach-Personal oder Arzthelferinnen im 1. bis 2. Jahr in Ausbildung, teilweise mit künstlichen Fingernägeln und Nagellack, was nicht den Hygienestatuten entspricht. Die Hygienestandards werden subversiv unterlaufen bzw. nicht eingehalten.

Bei der Spätinfektion kann beispielsweise ein zu frühes Entfernen des Nahtmaterials der Auslöser sein. Der Keimeintritt kann auch bei inkomplettem Wundverschluß mit Krustenbildung oder bei Vorliegen einer Wunddeshiszenz erfolgen. Bei Verwendung von "Duschpflastern" insbesondere in den „heißen Monaten" schwitzt die OP-Wunde unter der Folie, so dass die Wundkruste sich auflösen kann. Der Keimeintritt in die "OP-Wunde" ist dann der Auslöser für die "Spätinfektion". Aus meiner Sicht sollte der präopertive Nasenabstrich mit Bakteriologie und Beurteilung der Resistenzsituation durchgeführt werden, um eine "erregerspezifische Single Shot Antibiose" 20-30 Minuten vor OP-Beginn dem Patienten intravenös zu verabreichen. Intraoperativ wird ebenfalls bei mir eine Bakteriologie des OP-Gebietes veranlasst, so dass der Nachweis erbracht wird zur Enhaltung der Sterilität.